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10.12.2012

„Wow, Sie sind gut!“

Nina Omilian ließ sich vom Gesangstalent ihres Publikums beeindrucken

SEMLIN - Eigentlich ist das Wort Unterstützung unangebracht, um die Virtuosität zu beschreiben, die Aleksey Wagner dem havelländischen Publikum bot. Die Töne, die er seinem Instrument entlockte, waren weit mehr als bloße Begleitung. Vor dem Altar hatten die Musiker sich platziert. Über ihnen leuchtete ein Weihnachtsstern, ein stattlicher Weihnachtsbaum und flackerndes Kerzenlicht verströmten heimelige Atmosphäre.

Frieder Neumann begrüßte die Gäste und verteilte Zettel mit deutschen Weihnachtsliedern zum Mitsingen. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern des Semliner Gemeindekirchenrats hatte er das Konzert organisiert. Die Idee dazu sei bereits im Sommer entstanden, als die Sängerin ein Konzert in Semlin gegeben hatte. Es war eine gute Idee, denn viele waren gekommen. Damit hatte Frieder Neumann sein Ziel erreicht: „Ich wollte die Kirche mal wieder vollkriegen.“

Während draußen die Schneeflocken tanzten, erwärmte Nina Omilian die Herzen der Gäste, die in dicke Jacken gehüllt dicht nebeneinander auf den Bänken saßen. Deutsches, französisches, polnisches und englisches Liedgut hatten die Musiker mitgebracht, darunter Klassiker wie „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Little Drummer Boy“, aber auch Werke von Mozart, Händel und Humperding. Eingehüllt in eine kuschelige Fellweste, darunter ein dünnes rotes Kleid, so stand die zierliche Sängerin vor ihrem Publikum und brachte mit ihrer mal zarten, mal durchdringend kräftigen Stimme trotz der niedrigen Temperaturen Wärme in den Kirchenraum.

„Dieses Jahr kam Weihnachten nicht so plötzlich“, stellte Nina Omilian fest. Schon im August habe sie die ersten Lebkuchen im Supermarkt gesehen und auch gekauft, gestand sie mit einem Lächeln. Außerdem habe sie zwei Esel gekauft, wenn sie die beobachte wie sie Stroh im Stall fressen, erinnere sie das ohnehin immer an Weihnachten.

Nicht nur Nina Omilian begeisterte mit ihrem Gesang. Die Sängerin selbst war verblüfft vom Gesangstalent und Enthusiasmus ihres Publikums. Süßer die Glocken nie klingen, Fröhliche Weihnacht überall und andere bekannte Weihnachtslieder sangen Publikum und Sängerin gemeinsam. „Wow, sie sind gut“, lobte Omilian.

Wie gut Aleksey Wagner an der Gitarre ist, bewies der Musiker mit zwei Instrumentalstücken, zu denen er seine Finger mit geschlossenen Augen auf den Seiten tanzen ließ. „Ich glaube Alexey hat sich erst heute Morgen bei der Probe überlegt, dass er das Stück jetzt spielt“, kommentierte Nina Omilian das Spiel ihres Kollegen, den sie als eine Virtuosen mit Bewegungsdrang beschrieb. Zwischen den Liedern wusste sie mit Anekdoten bestens zu unterhalten. Sehr amüsant waren die Vorschriften für Beamte, nach denen sogenannte Dienstweihnachtsbäume aufzustellen sind. Zum Nachdenken regte sie mit der berührenden Weihnachtsgeschichte der achtjährigen Virginia O'Hanlon an. Das Mädchen hatte 1897 einem New Yorker Zeitungsredakteur geschrieben und wollte wissen, ob es den Weihnachtsmann gibt. „Es gibt ihn so gewiss wie Liebe und Großherzigkeit und Treue. Weil es all das gibt, kann unser Leben schön und heiter sein“, hieß es unter anderem in der Antwort des Chefredakteur. Diese wurde mehr als 50 Jahre, bis zur Einstellung des Blattes, zur Weihnachtszeit auf der Titelseite abgedruckt.

Bravorufe und kräftiger Applaus waren der Dank für eineinhalb Stunden weihnachtlicher Livemusik. Bevor Alexey Wagner davon huschte, um seinen Zug nicht zu verpassen, gab es noch den Klassiker Stille Nacht als Zugabe. (Von Christin Schmidt)


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